Gefährliche Höhe

Karl-Heinz kniff die Augen zusammen und blickte in die Höhe. So wie er es jeden Tag viele Male tat. Denn Karl-Heinz war Extremsportler. Genauer gesagt war er ein Free-Climber, was bedeutete, dass er ohne jegliche Sicherungsvorkehrungen ganz nach oben kommen will. Natürlich ist das gefährlich, doch Karl-Heinz war jung, fit und konnte Entfernungen sehr gut einschätzen.

In seinem Kopf malte Karl-Heinz sich aus, welchen Weg er wohl nach oben nehmen würde. Ohne eine Sicherung ist gute Planung alles!

Sollte er über den schmalen Grat rechts laufen oder lieber die sichere Variante links nehmen, welche zwar länger ist, ihn aber dafür weder das Leben noch allzu viel Kraft kosten würden? Karl-Heinz entschied sich für die sichere Variante. Doch natürlich war er nun noch längst nicht an seinem Zielort angekommen, weitere Entscheidungen würden auf ihn warten.

Karl-Heinz sah sich um. Leichte Wege gab es nun nicht mehr. Eigentlich konnte er sich nur noch zwischen gefährlich und etwas weniger gefährlich entscheiden. Zu seiner Rechten musste er eine 90 Grad steile Fläche hinaufklettern. Mit genug Anlauf konnte er das schaffen, doch dann hatte er wenig Kontrolle über seine Bewegung. Zudem bot diese Wand kaum Angriffsfläche, um sich festzuhalten.

Die linke Seite sah auch nicht viel besser aus. Hier waren Seile gespannt, welche zwar auf den ersten Blick stabil aussahen, dennoch war Karl-Heinz sich nicht sicher, ob sie ihn halten würden. Also entschied er sich für die steile Fläche. Er lief ein paar Schritte zurück, nahm Anlauf und rannte auf die Wand zu. Kurz bevor er sie erreichte, sprang er ab und bekam den Rand des nächsten Vorsprungs zu fassen. Adrenalin pumpte durch seinen ganzen Körper. Geschafft! Jetzt war es nicht mehr weit. Nur noch ein kurzes Stück. Er konnte sein Ziel sogar schon sehen!

Leider musste er für dieses letzte Stück einen breiten Abgrund überqueren. Karl-Heinz blickte sich angestrengt um, konnte aber nichts entdecken, das ihm bei der Überquerung von Nutzen sein könnte. Keine Leitern, Seile oder simple Bretter. Was also nun? Vor oder zurück? Weitermachen oder aufgeben? Karl-Heinz kniff abermals entschlossen die Augen zusammen, fixierte sein Ziel und entschied sich, dass es nur einen Weg geben konnte: vorwärts.

Also sprang Karl-Heinz. Doch schon während des Sprungs wusste er, dass er nicht auf der anderen Seite ankommen würde.

Und so fiel er… Er fiel vorbei an den gespannten Seilen und steilen Flächen, vorbei an schmalen Graten und gefährlichen Stolperfallen. Verzweifelt versuchte er sich in der Luft zu drehen, hoffte irgendwie ein Stück Seil oder einen Vorsprung zu erreichen. Doch es war vergebens, um ihn herum war nur Leere.

Nichts würde seinen Fall bremsen, und so fiel er weiter, immer schneller kam der harte Boden auf ihn zu. Panik war in seinen Augen zu lesen, denn Karl-Heinz wusste, was kommen würde.

Der folgende Aufprall presste ihm die Luft aus seinen Lungen. Ein letztes Mal zuckte sein Schwanz mit dem wunderschönen Puschel, dann wurde alles dunkel um ihn herum.

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Leider ist das Schicksal von Karl-Heinz kein Einzelfall.

Immer wieder erreichen uns Nachrichten von Haltern, deren Degus bei einem Sturz verunglückt sind. Leider ist vielen Degu-Besitzern oft nicht bewusst, dass Degus keine Kletterkünstler sind. Dieser Mythos entstand in den Anfängen der Deguhaltung und wird seitdem hauptsächlich durch falsche Informationen aus Zoohandlungen weiterverbreitet.

Jüngere, fitte Degus können zwar durchaus gut klettern und springen, jedoch kann eine Fallhöhe von mehr als 40 cm schon tödlich sein. Fällt das Tier, wie Karl-Heinz, vom höchsten Punkt des Käfigs, ist eine Rettung meist nicht mehr möglich.

Deshalb unsere Bitte und Empfehlung: stattet eure Käfige mit Volletagen aus. Das sind Etagen, deren Fläche der Bodenfläche entspricht. Diese werden lediglich mit einem oder zwei Durchgängen von ca. 15x15cm versehen. Am besten bringt ihr die Ab- und Aufgänge nicht direkt übereinander an, denn auch dort könnten die Degus ungehindert nach unten stürzen.

An dieser Stelle möchten wir auch nochmals auf unser Infoblatt zum artgerechten Deguheim hinweisen: Das artgerechte Deguheim

Solltet ihr Fragen zu eurem Käfig haben, könnt ihr uns gerne an kontakt@deguhilfe-sued.de eine Mail mit Fotos zusenden. Bitte habt jedoch Verständnis, dass eine Bearbeitung sich verzögern kann, da die wir nur wenige aktive Helferchen haben.

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Dieser Krimi ist auch als PDF verfügbar: Gefährliche Höhe