Vergesellschaftung von älteren Degus

Wenn Degus alt werden und nach und nach die altersgleichen Partner sterben, steht man irgendwann an dem Punkt, an dem zu überlegen ist, wie es mit der/den letzten Graunase/n weitergehen soll. Wenn die Entscheidung dahingehend ausfällt, das Einzeltier neu zu vergesellschaften oder die Gruppe aufzustocken, muss man sehr genau überlegen, wer am besten dazu passen könnte. 

Wir von der Deguhilfe Süd e.V. empfehlen, dass man Degus dieser Altersklasse keine Jungtiere mehr vor die Nase setzt.  

Stattdessen raten wir dazu, bei der Auswahl der Tiere für eine anstehende Vergesellschaftung nicht nur vom „richtigen“ Geschlecht, sowie einem „geeigneten“ Charakter, sondern auch vom Alter her passend auszuwählen. So sollte man sich nach Artgenossen umschauen, die maximal 2 bis 2 ½ Jahre jünger, gleichaltrig oder auch älter sind. 

Warum diese Empfehlung, die vermutlich genau das Gegenteil von dem ist, was vielfach an anderer Stelle empfohlen wird? 

Jungtiere bis zu einem Lebensalter von 10 bis 12 Wochen mögen zu Beginn gegebenenfalls schneller und einfacher zu vergesellschaften sein, da sie den erwachsenen Degus zu diesem Zeitpunkt größen- sowie gewichtsmäßig deutlich unterlegen sind und sich deswegen meist schneller unterordnen. Außerdem müssen die jungen Tiere auch erst einmal selber reifen und ihren individuellen Charakter ausbilden, was ebenfalls dazu führen kann, dass Unruhen bis hin zu blutigen Auseinandersetzungen innerhalb der Gruppe auftreten können.

In dieser Zeit, die bis zum Alter von 17 – 24 Monaten dauern kann, ist immer wieder damit zu rechnen, dass Rangkämpfe ausgefochten werden, da die Hierarchie innerhalb der Gruppe wiederholt neu geklärt werden muss. Gruppen, in denen sich Degus in der

„Flegelphase“ befinden, geraten häufiger in ernsthafte Kämpfe, bei denen es zu Verletzungen kommen kann und die manchmal sogar zum Zerfall der gesamten Gruppe führen. Diese Zeit ist für alle Tiere mit viel Stress verbunden, der besonders für ältere Tiere nicht unbedingt leicht zu              ertragen und auch sehr kräftezehrend ist.

Gerade alte Degus haben den Jungtieren körperlich häufig nicht mehr genug entgegenzusetzen und sie können aufgrund der fortdauernden Anstrengung sehr schnell gesundheitlich abbauen. 

Leider sind wir in der Vergangenheit schon öfters von völlig verzweifelten Deguhaltern kontaktiert worden, die auf diese Weise einen Senioren verloren haben, der an und für sich noch fit war, aber den körperlichen Auseinandersetzungen mit dem Jungvolk nicht mehr gewachsen war.  

So etwas sollte nicht passieren, denn wenn man sich dieser Brisanz bewusst ist, kann man vorausschauend und verantwortungsbewusst planen. 

Sucht man hingegen insbesondere für richtige Senioren ab etwa 6 ½ – 7 Jahren in etwa altersgleiche Partner oder welche, die nur wenig jünger sind, dann ist oftmals zu beobachten, dass es relativ schnell mit einer direkten Zusammenführung klappt. Die gesetzten und vielfach in sich ruhenden, älteren Semester müssen zwar ebenfalls zusammenfinden, sind aber meist nicht mehr daran interessiert, sich kräftemäßig miteinander zu messen, sondern wollen gemeinsam kuscheln, längere Ruhephasen genießen, das eine oder andere kleinere Bauprojekt angehen und sich von den Futtergebern verwöhnen lassen. 

Möchte man die Deguhaltung noch länger beibehalten und die Gruppe insgesamt verjüngen, kann man dies etappenweise durchführen, wobei dann irgendwann auch noch einmal Jungtiere aufgenommen werden könnten. Zwischen den Veränderungen des jeweiligen Gruppengefüges sollten zwischen 3 bis 6 Monate liegen. 

Es geht dabei letztlich um den Aufbau einer Mehrgenerationen-Gruppe, in der der Altersunterschied zu dem jeweils nächstälteren Tier nicht mehr als 2 bis 3 Jahre betragen sollte und in der mehrere und zudem unterschiedlich alte Degus als „Puffer“ zwischen ganz jung und ganz alt stehen. 

Derartige Gruppenzusammensetzungen entsprechen am ehesten der natürlichen Lebensweise und funktionierten erfahrungsgemäß i.d.R. sehr gut. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Bestandsgruppe harmonisch, gefestigt und untereinander friedlich ist, damit insbesondere die Degus mittleren Alters die Funktion der Erziehungsberechtigten übernehmen können.

Damit das Verhältnis alt – mittel – jung ausgewogen ist, sollte darauf geachtet werden, dass bei einer Ausgangs-Gruppenstärke von 2 bis max. 4 Degus nicht überproportional viele Jungtiere aufgenommen werden. In einer solchen Konstellation sollten somit möglichst nur 2 Jungtiere hinzuvergesellschaftet werden, damit die Anzahl der jeweiligen Degus der verschiedenen „Generationen“ zueinander stimmt. 

Allgemeine Tipps zur Vorgehensweise rund um die Vergesellschaftung finden Sie übrigens in unserem Infoblatt Vergesellschaftung.

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Dieses Infoblatt kann auch als PDF heruntergeladen werden: Infoblatt zur Vergesellschaftung älterer Degus