Was ist dran am „Welpenschutz“?
Ist in einer ehemaligen Degugruppe nur noch ein Tier übrig oder hat ein Halter den Wunsch, seine Gruppe zu erweitern, wird die Lösung häufig in der Aufnahme weniger Wochen alter Degus gesehen. Degukinder sind zweifelsohne unglaublich süß und werden gerne als „einfache Partner“ für andere Artgenossen beworben. Nicht selten fällt hier der Begriff „Welpenschutz“.
Junge Tiere (bis zu einem Alter von ca. 10 bis 12 Wochen) sind aufgrund ihrer Körpergröße und ihres Gewichtes den in der Regel älteren bzw. erwachsenen Tieren meist signifikant unterlegen und unterwerfen sich zunächst vielfach ohne große Gegenwehr. Hinzu kommt der Umstand, dass sie kurz vorher von Mutter (evtl. Tanten) und den übrigen Geschwistern getrennt wurden und dadurch alles bisher Vertraute und Bekannte, das auch Sicherheit bot, verloren haben.
Daher ist tatsächlich oftmals zu beobachten, dass diese jungen Degus recht schnell Anschluss zu anderen Artgenossen suchen. Nun kommt es aber auch hier zusätzlich auf die einzelnen Individuen, die charakterlichen Eigenschaften (die sich je nach Alter allerdings erst noch weiter ausbilden müssen) bzw. deren Temperament an, ob die Chemie stimmt.
Ein Jungtier, das bereits in ganz frühem Alter der Meinung ist, seine Zukunft als Chef zu sehen, wird trotz körperlicher Unterlegenheit bereits versuchen, sich mit all den vorhandenen Möglichkeiten durchzusetzen, was mit Sicherheit zu ziemlichem Ärger mit den „Alteingesessenen“ führt. Auch wenn ein Neuankömmling das Selbstbewusstsein noch nicht öffentlich zur Schau trägt, kommt es vor, dass er trotz des zarten Alters als Bedrohung für den eigenen Rang angesehen wird. Degus haben sehr gute Antennen, wenn es um das Erkennen tendenzieller Dominanz bei den Zwergen geht.
Ebenso kann es sein, dass die „Älteren“ sich aufgrund von Unsicherheit und mangelndem Selbstbewusstsein von der Anwesenheit des Jungvolkes überfordert fühlen oder sie einfach nicht „riechen“ können und daher nicht nur ruppig mit ihnen umgehen, sondern sie tatsächlich angreifen oder beißen.
Von daher…
Ja! Kleine Degukinder lassen sich augenscheinlich tatsächlich direkt und teilweise problemlos zu älteren Artgenossen setzen, eine Garantie dafür, und dass es sich dabei nicht „um die Ruhe vor dem Sturm“ handeln kann, gibt es jedoch keinesfalls. Denn wenn die Zwerge an Größe, Gewicht und Kraft gewinnen, begehren sie häufig auf und die Entscheidung, ob die Degus zueinanderpassen, folgt erst mit einigen Monaten Verzögerung.