Berta, Brunhilde und Beate lagen wie jeden Tag gemeinsam auf dem Heizstein und kuschelten. Doch irgendetwas war heute anders, Berta spürte es. Sie konnte sich die letzten Tage schon immer schlechter bewegen und ihr fiel es schwer, überhaupt auf den Heizstein raufzuklettern, aber sie wollte doch mit ihren Schwestern kuscheln, wie sie es schon die letzten 9 Jahre tat, und so schaffte sie es unter größter Anstrengung. Als die Käfigtür aufging, bemerkte Berta es erst, als ihre beiden Schwestern schon vorgelaufen waren zum Türchen, um sich Leckerlies abzuholen. Sie versuchte, auch loszurennen, aber irgendwie tat ihr alles weh und ihre Beine wollten nicht so wie sie. Berta torkelte und fiel um. Dies bemerkte auch ihr Frauchen, die vor dem Käfig stand. Sie nahm Berta sofort heraus, setzte sie in eine Transportbox und fuhr mit ihr los zum Tierarzt.
Sie kamen in einen Raum, der komisch roch. Berta wurde von einer Fremden aus der Box gehoben und ihr wurde etwas Kaltes gegen den Bauch gehalten. Die Menschen redeten miteinander. Frauchen fing an zu weinen. Sie sagte, „Tschüß, Berta“ und verließ den Raum.
Berta hatte panische Angst, warum ging Frauchen? Würde sie gleich wiederkommen? Würden sie sich wiedersehen?
Eine fremde Hand in einem Handschuh nahm Berta aus der Box. Was sollte sie tun? Sie versuchte, sich noch mal aufzurichten und zu schauen, ob sie ihr Frauchen noch sehen und quietschen könnte, damit sie zu ihr käme, aber sie war zu schwach. Sie brachte keinen Ton hervor.
Sie spürte den Stich einer Nadel und hoffte immer noch, dass ihr Frauchen wiederkommen möge, aber sie war allein. Die Fremde legte sie zurück in ihre Box. Berta merkte, wie ihr Körper immer und immer schwerer wurde. Sie versuchte immer wieder, den Kopf zu heben, um Frauchen noch ein letztes Mal zu sehen. Ihre Augenlider fielen zu und sie konnte sie nicht mehr öffnen. Vielleicht konnte Berta ihr Frauchen ja hören? Aber da war nichts. Sie war allein.
Berta schlief für immer ein. Aber nicht so, wie sie sich das immer vorgestellt hatte, von ihren Liebsten und ihrem Menschen umgeben.
Nein, sie ging voller Unwissenheit und Furcht, denn sie ging alleine.
Brunhilde und Beate warteten zu Hause auf ihre Schwester und verstanden nicht, was geschehen war, als Frauchen ohne Berta wieder kam.
Sie konnten ja nicht wissen, dass Berta nie wieder kommen sollte.
—-
Auch wenn es für einen Halter sehr schwer ist, seinem Tier beim Sterben zusehen zu müssen….alleine zu gehen, das hat kein Tier verdient und so viel Freude wie sie uns zu Lebzeiten geschenkt haben, so wenig alleine sollten sie beim Abschied sein. Das sind wir unseren kleinen Vierbeinern schuldig.
Download
Dieser Krimi ist auch als PDF verfügbar: Einsamer Abschied