Sollte ein Degu an einem der genannten Symptome leiden, muss bitte SOFORT ein Tierarzt aufgesucht werden. Von Selbstdiagnosen und Selbstmedikation raten wir ausdrücklich ab.
Die nachfolgenden Ausführungen dienen lediglich dazu, sich ein Bild zu machen, welche Ursachen für die gezeigten Symptome in Frage kommen können und um die eine oder andere Information für den Tierarzt bereitzuhalten und ihn damit ggf. in der Diagnosestellung zu unterstützen.
Als Ursachen kommen in Frage:
- Ohrentzündung
- Schlaganfall
- Gehirnerschütterung / Schädeltrauma
- Gehirntumor
- E.cuniculi
1. Otitis (Ohrentzündung)
Wenn der Degu den Kopf schief hält, sich häufig am Ohr kratzt und / oder zusätzlich noch Gleichgewichtsstörungen zeigt, dann kommt sehr häufig eine Ohrentzündung als Ursache in Betracht. Diese zu diagnostizieren oder zu beurteilen, wie tief sie ggf. ins Innenohr reicht, ist oft gar nicht so einfach, da der Gehörgang bei Degus sehr schmal ist und für das in der Regel eingesetzte Otoskop ein entsprechend dünner Aufsatz benötigt wird. Zudem kann eine Entzündung hinter einem intakten Trommelfell auch mit einem Otoskop nicht eingesehen werden.
Je nachdem, ob es sich um eine Entzündung des äußeren Gehörgangs, eine Mittelohr- oder Innenohrentzündung handelt, unterscheiden sich die Therapieansätze.
Eine Gehörgangentzündung wird regelmäßig durch Verletzungen (gibt es Streit in der Gruppe?) oder ggf. Parasiten (stammt der Degu vielleicht aus einem Notfall, bei dem äußerst schlechte Hygienebedingungen und Stress in der Gruppe vorhanden waren?) hervorgerufen. In diesem Fall wird oft nur mit antibiotischen Tropfen (z.B. Floxal – Vorsicht: nur bei intaktem Trommelfell!) oder bei Bedarf mit entsprechenden Mitteln gegen Parasiten behandelt. Manchmal entscheidet sich der Tierarzt auch für eine Kombination aus oraler und lokaler Antibiotikagabe.
Weit häufiger jedoch sind Mittel- und Innenohrentzündungen. Hier können aktuelle oder auch vorangegangene Atemwegsinfekte ursächlich sein. Um das Ausmaß der Entzündung besser beurteilen zu können, sind Röntgen- oder auch CT-Aufnahmen zu empfehlen. Ebenso ist es von Vorteil, ein Antibiogramm zu erstellen, um die beteiligten Bakterienstämme zu bestimmen. Eventuell ist eine gleichzeitige Behandlung mit zwei verschiedenen Antibiotika notwendig. Gegen aerobe Bakterien Baytril / Enrofloxacin, gegen anaerobe Bakterien Veraflox / Marbofloxacin. Parallel dazu sollte zumindest die erste Zeit immer auch ein Schmerzmittel verabreicht werden.
Ggf. muss das Ohr bis zu einer deutlichen Verbesserung ein- bis zweimal wöchentlich durch den Tierarzt gespült werden. Dieser entscheidet auch, ob ein noch intaktes Trommelfell leicht angeritzt wird, um ein Abfließen des Eiters zu erleichtern. Dies bringt durch den Wegfall des Drucks oft eine große Erleichterung für das Tier.
Eine Ohrentzündung kann sehr hartnäckig und langwierig sein und eine Behandlung durchaus über 4 bis 8 Wochen, manchmal auch darüber hinaus erfordern. Bei manchen Tieren bleibt am Ende eine leichte Kopfschiefhaltung zurück, die sie aber nicht nennenswert beeinträchtigt. Das Beseitigen einer starken Kopfschiefhaltung ist erstrebenswert, da anderenfalls durch „schiefes“ Kauen in der Folge Zahnprobleme auftreten können.
Eine unbehandelte Ohrentzündung ist nicht nur äußerst schmerzhaft, sondern kann u.a. auch zu einer Hirnhautentzündung führen.
2. Schlaganfall
Die Diagnose Schlaganfall wird in der Regel nur durch das Vorhandensein der Symptome sowie dem Ausschluss anderer Ursachen, insbesondere einer Ohrentzündung, Gehirnerschütterung oder eines Schädel-/Hirntraumas gestellt. Die Behandlung erfolgt mit Cortison und hochdosiertem Vitamin B-Komplex. Ist die Diagnose richtig und erfolgt die Behandlung zügig und nachhaltig, erholen sich die meisten Degus sehr gut. Auch hier bleibt oft eine leichte Kopfschiefstellung zurück.
3. Gehirnerschütterung / Schädeltrauma
Als Ursache für eine Gehirnerschütterung oder im deutlich schlimmeren Fall ein Schädeltrauma kommt in der Regel ein unglücklicher Sturz in Betracht – z.B. im Freilauf oder wenn gewisse Absturzhöhen im Käfig vorhanden sind oder auch durch ein Herauskatapultieren aus dem Laufrad oder vom Laufteller. Handelt es sich „nur“ um eine Gehirnerschütterung so ist der Degu abgesehen von einer Kopfschiefhaltung und leichten Koordinationsproblemen meist noch fit und gut mit Vitamin B, Cortison und Antibiotika therapierbar.
Bei einem Schädeltrauma dagegen kommen oft noch Schocksymptome hinzu und die Prognosen sind sehr schlecht, insbesondere bedarf es einer sofortigen Notfallbehandlung, u.a. mit Sauerstoff, Elektrolytinfusionen und Cortison.
4. Tumor (selten)
Einen Tumor zu diagnostizieren gestaltet sich schwierig. Eventuell gibt ein Röntgenbild Aufschluss. Eine heilende Therapie ist nicht möglich. So bleibt an sich nur das Abwägen einer prophylaktischen Schmerztherapie, so lange der Degu noch Lebensfreude zeigt und die Einschränkungen überschaubar sind.
5. E.cuniculi (sehr selten)
Hierbei handelt es sich um eine Protozoeninfektion, die in der Regel bei Kaninchen, in seltenen Fällen auch bei Meerschweinchen vorkommt. Bei Degus wurde bislang nur vereinzelt davon berichtet, wobei eine Restunsicherheit bleibt, ob es sich dabei tatsächlich um E.cuniculi handelte. Aus diesem Grund wird an dieser Stelle von weiteren Ausführungen abgesehen.
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