Kastration

Die Kastration seines Degus birgt für viele Halter einige offene Fragen und Unsicherheiten – ist sie doch ein schwerwiegender Eingriff.

Da die Kastration von Weibchen nur aus medizinischen Gründen durchgeführt werden sollte, widmen wir uns folgend der Kastration von männlichen Degus.

Ein Wort vorab zur Kastration bei Degus

Bei den meisten männlichen Haustieren liegen die Hoden sichtbar außerhalb des Körpers. Das ist jedoch bei einem Degumännchen anders, die Hoden sind innenliegend, weshalb immer eine aufwendigere OP nötig ist und entsprechend sehr gewissenhaft über diesen Eingriff nachgedacht werden sollte.

Wann ist eine Kastration sinnvoll?

Nicht immer ist eine Kastration eines Degus sinnvoll. Bei sich streitenden Männchengruppen wird immer wieder zur Kastration aller Gruppenmitglieder geraten. Nachdem Testosteron bei Degus nicht nur in den Hoden gebildet wird, eine Kastration also nur eine Quelle ausschaltet, führt ein solcher Eingriff keineswegs zu einem friedlicheren Verhalten. Deshalb sollte die Kastration aus diesen Gründen nicht durchgeführt werden.

Eine Kastration ist – neben medizinisch indizierten Gründen – tatsächlich nur in Betracht zu ziehen, wenn ein Männchen auch nach mehreren Versuchen nicht in eine gleichgeschlechtliche Gruppe integrierbar ist und deshalb mit Weibchen vergesellschaftet werden soll.

Sollte bei einem (hoffentlich ungeplanten) Wurf lediglich ein männliches Tier vorhanden sein, kann dieses kastriert werden, um bei seinen weiblichen Familienmitgliedern bleiben zu können. Hierbei kann es sich sowohl um den Papa, als auch um ein männliches Jungtier handeln.

Das Alter

Je nachdem in welcher gesundheitlichen Verfassung ein Degu ist, birgt eine Kastration, wie jede Operation, ein gewisses Risiko in sich. Ein junger, gesunder Degumann wird eine Kastration vermutlich deutlich besser wegstecken, als ein älterer Degu ab 5 Jahren. Das liegt schon allein an der für eine Kastration notwendig werdenden Narkose, die ältere Tiere in der Regel schlechter vertragen.

Eine Kastration in einem Alter von über 5 Jahren sollte ohne medizinische Notwendigkeit nicht mehr durchgeführt werden.

Die Frühkastration

Ist in einem Wurf nur ein männliches Jungtier, das bei seiner Familie bleiben soll, muss dieses kastriert werden. Der Zeitpunkt der Kastration hängt dabei auch von der Entwicklung des Degus ab. Normalerweise werden männliche Jungtiere mit ca. 8-9 Wochen von ihren weiblichen Artgenossen getrennt. Dies wäre dann auch der Kastrationszeitpunkt.

Da Degus in diesem Alter noch sehr klein sind, ist die Auswahl eines erfahrenen Tierarztes unabdingbar.

Bei dem Thema „Frühkastration“ muss allerdings jeder für sich selbst entscheiden, ob er einem so jungen Tier einen derartigen Eingriff zumuten möchte.

Die Auswahl des Tierarztes

Sind alle Rahmenbedingungen abgesteckt, stellt sich direkt die Frage nach einem geeigneten Tierarzt. Scheut euch hier nicht, den Tierarzt mit Fragen zu löchern.

Zum Beispiel:

  • Wurden in der Praxis bereits Degus kastriert?
  • Wie ist die Vorgehensweise?
  • Wie wird die Wunde verschlossen?
  • Können vorab schon Tipps zur Nachsorge gegeben werden?

Achtet bitte auch darauf, dass die Kastration nicht mittels reiner Inhalationsnarkose durchgeführt wird. Diese ist für derartige Eingriffe nicht tief genug!

Foto: OP-Narbe mit Fäden, 3 Tage nach dem Eingriff

Die Zeit nach der Kastration

Direkt nach der Operation hilft eine Wärmequelle im Käfig den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.

Nach der Kastration muss die Wunde unbedingt sauber gehalten und sichergestellt werden, dass sich die Wundstelle nicht entzündet und die OP-Nähte nicht aufgebissen werden.

Um ein Eindringen von Schmutz in die Wunde zu verhindern wird für ca. eine Woche eine Etage des Käfigs mit (Papier-)Handtüchern ausgelegt und der Platz auf eben diese Etage begrenzt. Auch das Sandbad wird für die ersten Tage entfernt.

Häuschen und Verstecke dürfen selbstverständlich zur Verfügung gestellt werden, es sollte nur darauf geachtet werden, dass sich der Degu nicht verletzten kann oder allzu sehr springen muss. Deshalb sollte auch das Laufrad die ersten Tage nach der Kastration nicht zur Verfügung gestellt werden.

Besteht nach der Kastration bitte unbedingt auf eine Schmerztherapie für die ersten 2 bis 3 Tage.
Nachdem die Gefahr einer Abszessbildung nicht unerheblich ist, muss die Wunde für ca. 10 Tage unbedingt täglich kontrolliert werden. Die vorbeugende Gabe eines Antibiotikums für 5 Tage ist zu empfehlen.

Die Karenzzeit

Nach der Kastration ist ein Männchen noch bis zu sechs Wochen zeugungsfähig. Während dieser Zeit darf es auf keinen Fall direkt zu Weibchen gesetzt werden. Einer Begegnung am Trenngitter steht natürlich nichts im Wege.

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