Degusenioren

Die durchschnittliche Lebenserwartung von Degus wird je nach Quelle mit 4-6 oder 5-8 Jahren angegeben. In Ausnahmefällen sind aber auch 10-11 Jahre möglich. Ab ca. 6 Jahren kann ein Degu als Senior angesehen werden. Spätestens jetzt ist es Zeit, sich mit den Besonderheiten und Ansprüchen alter Tiere zu beschäftigen. 

Veränderungen in Aussehen und Verhalten

Der Alterungsprozess ist sehr individuell. Einige Tiere zeigen mit 5-6 Jahren schon die ersten Zeichen: die Ohren verändern sich, werden entweder heller und bekommen Flecken, oder sie werden runzelig, faltig und hängen schlaff herunter. Das Fell wird mitunter etwas grauer,  schütterer und strubbeliger, immer wieder gibt es kahle Stellen, die manchmal wieder zuwachsen, manchmal auch nicht. Selbst an der Schwanzquaste können Härchen ausfallen.

Die Sitzhaltung wird sich verändern, die Tiere setzen sich v.a. beim Fressen deutlicher auf ihren Po und schieben ihre Hinterbeine sichtbar nach vorne. Selbst eine gewisse Vergesslichkeit ist den Tieren anzumerken. Wer seine Tiere regelmäßig wiegt und/oder gut beobachtet, wird feststellen, dass auch das Gewicht im Alter langsam abnimmt und die Tiere knochiger wirken. 

Es gibt aber auch Degus, die mit 7-8 Jahren aussehen wie in der Blüte ihres Lebens. Aber auch sie werden ruhiger, schlafen mehr und zeigen bei manchen Bewegungen, dass sie eben keine Jungtiere mehr sind.

Gesundheitliche (Ver)Änderungen

Die Augen werden unter Umständen milchig-trüb oder es zeigen sich deutlich ausgeprägte Katarakte. Das Gehör kann ebenfalls nachlassen. Gerade in der Anfangszeit kann es passieren, dass die Tiere schreckhafter sind und sich erst an die geänderte Umweltwahrnehmung gewöhnen müssen. Meist dauert diese Phase nur wenige Tage.

Auch unsere felligen Mitbewohner werden vor den typischen Alterskrankheiten nicht verschont. Arthrose kann beispielsweise dazu führen, dass der Gang tapsiger, steifer wird. Klettern ist nicht mehr möglich, die Pfoten können schon einmal wegrutschen. Ebenso lässt die Muskelkraft allmählich nach.

Wie bereits erwähnt, ist eine gewisse Gewichtsabnahme im Alter durchaus normal. Älteren Tieren fällt es u.U. schwer, ihre benötigten Kalorien über das normale Futter aufzunehmen. Sie fressen einfach zu langsam, schlafen auch schon mal beim Fressen ein. Oder es fällt ihnen insgesamt schwer, das Futter in den Pfötchen zu halten. Auch die Futterkonkurrenz in der Gruppe wirkt kontraproduktiv. 

Da alten Tiere auch das Fressen schwerer fallen kann, weil beispielsweise die Elastizität der Maulmuskulatur nachlässt, damit schlaffer wird und sich dadurch gar Zahnprobleme entwickeln können, die dann unbedingt tierärztlich abgeklärt und entsprechend behoben werden müssen, kann mit einer zusätzlichen Breifütterung die Futteraufnahme etwas erleichtert werden. So können zusätzliche Kalorien in den Degu gelangen. Allerdings sollte sehr gut abgewogen werden, wie oft bzw. wie viel Brei angeboten wird, denn dieser kann auch dazu beitragen, dass sich die Zahnoberflächen noch schlechter abreiben und damit zu weiteren Problemen im Zahnbereich führen.

Dazu kann man bspw. das normale Futter zermahlen (es muss nicht ganz fein sein, solange der Degu noch freiwillig frisst) und mit gemahlenen Nüssen und/oder Haferflocken (Schmelzflocken) sowie Wasser oder Babygemüsebrei verrühren und auf einem flachen Teller anbieten. Auch zusätzliche weiche Leckerlis wie Sonnenblumen- oder Pinienkerne können dargeboten werden. Werden die Tiere regelmäßig (im Idealfall wöchentlich) gewogen, ist gut sichtbar, ob das Gewicht stabil bleibt, die aufgenommene Kalorienmenge also ausreicht, oder ob der Brei noch gehaltvoller gestaltet werden muss. Das reguläre Futter sollte natürlich trotzdem in ausreichender Menge angeboten werden und wird von den Zauselchen auch zusätzlich gefressen. 

Wer das Gefühl hat, dass sein alter Degu Schmerzen hat, kann in Absprache mit seinem Tierarzt ein Schmerzmittel verabreichen, um die Lebensqualität seines Seniors zu erhöhen. Manchmal bringt auch ein homöopathisches Schmerzmittel wie Traumeel Erleichterung.

Alte Tiere, denen Wärmequellen angeboten werden, nutzen diese häufig ausgiebig. 

Im Alter können auch bei bis dahin unauffälligen Tieren Zahnprobleme auftreten (weil die Tiere weniger nagen und auch die Backenzähne nicht mehr ausreichend abgeschliffen werden), die versorgt werden müssen. 

Ein Blick sollte spätestens jetzt auch auf die Krallen geworfen werden, denn oft sind die Tiere nun nicht mehr in der Lage, die Krallen v.a. der Hinterpfoten ausreichend zu beknabbern. Zu lange Krallen sollten entweder vom Tierarzt gekürzt werden oder dieser zeigt und erklärt, worauf beim Knipsen zu achten ist.

Plötzliche Koordinierungsstörungen, ein schiefer Kopf, taumeln oder ähnliches können Anzeichen für einen Schlaganfall sein. Eine zügige Vorstellung beim Tierarzt und die rasche Einleitung der Behandlung können zu einer Linderung der Symptome führen. Auch mit bleibenden Einschränkungen können sich die betroffenen Degus durchaus gut arrangieren.

Wer diese Dinge beachtet und seinen Zauselchen ein wenig (mehr) Aufmerksamkeit schenkt, wird bemerken, wie agil und lebensfroh die Senioren auch im fortgeschrittenen Alter sind, wie stark sie ihren Käfig noch nutzen, trotz ihrer körperlichen Einschränkungen, wie viel Freude sie beim Laufen im Laufrad oder auf dem Laufteller haben (und wenn es nur 3 Schritte sind und dann geschaukelt wird) und wie liebevoll sie oft von ihren Artgenossen umsorgt werden.

Anpassungen in der Käfigeinrichtung

Spätestens jetzt ist es wichtig, dass der Käfig mit Volletagen ausgestattet ist, damit die Tiere ausreichend ebenerdige Fläche zum Laufen haben und nirgends herunterfallen können. 

Senioren tun sich häufig schwer, steile Aufstiege oder solche, bei denen Höhen überwunden werden müssen, zu bewältigen. Mit flachen, nicht zu glatten Rampen ermöglichen wir es ihnen, ihren Käfig weiterhin wie gewohnt zu nutzen. Manchmal sind auch Geländer hilfreich, damit die Tiere nicht abrutschen. Alternativ können breite Weidenbrücken eingesetzt werden. Nicht geeignet sind Äste oder Aufstiege, die Sprünge erfordern, um Höhenunterschiede zu überwinden.

Doch nicht nur andere Etagen können ein unerreichbares Hindernis darstellen. Auch das Sandbad kann im fortgeschrittenen Alter schwer zu erreichen sein, v.a. wenn es ein kleines Aquarium, ein Bonbonglas oder ein anderes Gefäß mit ähnlicher Höhe ist. Hier kann entweder auch mit einer Weidenbrücke nachgebessert werden oder es wird eine flache Schale gewählt.

Gerade sehbehinderte Tiere sind dankbar darüber, wenn in ihrem Käfig nur wenige Umbauten vorgenommen werden. 

Vergesellschaftung

Wer eine altersmäßig homogene Gruppe hat, was beispielsweise bei reinen Geschwistergruppen zwangsläufig der Fall ist, sieht sich irgendwann mit der Frage konfrontiert, was mit dem letzten Tier geschehen soll. Dies ist v.a. dann ein Problem, wenn die Deguhaltung aufgegeben werden soll. Auch wenn natürlich niemand sagen kann, wie lange das letzte Tier noch leben wird, ist es bei ansonsten gesunden Tieren keine Option, diese als Einzeltiere bis an ihr Lebensende zu halten. Es kann natürlich vorkommen, dass die Tiere in dichter Folge sterben, die Zeit des Alleinseins also nur wenige Tage oder Wochen beträgt. Es kann aber auch passieren, gerade bei noch nicht „so wirklich alten“ Tieren oder bei Tod infolge von Krankheiten, dass diese Zeitspanne mehrere Monate oder gar Jahre dauert. Auch Degusenioren haben ein Recht auf einen Lebensabend mit netten Kuschelpartnern. Selbst gehandicapte Tiere gewöhnen sich in der Regel gut an ein neues Revier, wenn dieses altersentsprechend eingerichtet ist. 

Vergesellschaftungen sollten mit nicht zu jungen oder agilen Tieren stattfinden (Altersunterschied max. 2-3 Jahre). Viele Halter berichten, dass sich diese in sich gefestigten Tiere recht einfach an neue Partner gewöhnen lassen und manchmal auch eine Sonderstellung innerhalb der Gruppe einnehmen. Ausführlichere Informationen sind in unserem Infoblatt „Vergesellschaftung älterer Degus“ nachzulesen, das ebenfalls auf unserer Homepage zu finden ist.

Sterbeverhalten

Irgendwann kommt unweigerlich der Moment, an dem man von seinem Degu Abschied nehmen muss. Genauso wie Degus unterschiedlich schnell altern, dauert auch der Sterbeprozess unterschiedlich lange. Selbstverständlich sollte ein (schwer) krankes oder verletztes Tier beim Tierarzt vorgestellt werden, der über das weitere Vorgehen entscheidet und dieses gegebenenfalls erlöst. Ein gesundes altes Tier kann aber auch in seiner gewohnten Umgebung diesen letzten Schritt gehen. 

Manche Tiere verhalten sich bis ans Ende scheinbar unauffällig, so dass der Halter oft durch ihren Tod überrascht wird. Typische Anzeichen sind aber die Einstellung der Futter- und später auch der Wasseraufnahme. Selbst Leckerlis werden dann verschmäht oder direkt verbuddelt. Die inneren Organe stellen ihre Funktion ein, die Folge ist eine innere Vergiftung. Die Tiere werden schwächer, müder, apathischer. Viele Degus ziehen sich am Ende von den Artgenossen zurück, suchen ruhige Plätze auf, an denen sie sich vorher nie aufgehalten haben. Auch die geliebten Wärmequellen werden gemieden. Die Körpertemperatur sinkt ab. In den letzten Stunden wird die Atmung flacher, die Abstände zwischen den Atemzügen verlängern sich. Selbst eine Schnappatmung ist möglich. Es gibt auch Degus, die phasenweise unruhig sind, die Stelle im Käfig mehrfach wechseln und Zuckungen haben. 

Diese Phase bis zum letzten Atemzug kann mehrere Stunden dauern. Die Tiere haben dabei keine Schmerzen und bekommen von ihrer Umgebung immer weniger mit. 

Keinesfalls sollte dem Tier Futter oder Wasser aufgezwungen werden. Auch das Zurücklegen auf die Wärmequelle ist kontraproduktiv und zögert den natürlichen Verlauf nur heraus. Verhalten sich die Partnertiere friedlich bzw. ignorieren sie das sterbende Tier, können sie in dessen Umgebung bleiben. Sollten sie jedoch aufdringlich reagieren und es bedrängen, sollte über eine Abtrennung nachgedacht werden.

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Dieses Infoblatt kann auch als PDF heruntergeladen werden: Infoblatt Degusenioren