Degu(s) auf Reisen

Fast jeder Degu wird in seinem Leben mindestens einmal, meist auch mehrmals, auf Reisen gehen müssen. Sei es, weil der Halter mit seinen Tieren umzieht, die Tiere in ein neues Zuhause abgegeben werden oder ein Besuch beim Tierarzt ansteht.

Für Degus bedeutet ein Transport immer einen gewissen Stress. Von daher sollte man ihnen diesen nur zumuten, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. So sollte eine Urlaubsbetreuung z.B. besser in das gewohnte Heim kommen und nicht die Degus vorübergehend zu ihrer Urlaubsbetreuung ziehen müssen.

Transportdauer

Der Zeitfaktor spielt in der Regel gar nicht so eine große Rolle, wie oft angenommen wird. Jede räumliche Veränderung bedeutet für den Degu Aufregung und Stress. Ob dazwischen ein kurzer Zeitraum oder mehrere Stunden liegen, ist dabei gar nicht so erheblich – vorausgesetzt, die Transportbedingungen sind angemessen und degugerecht. Bei gesundheitlich angeschlagenen, sehr alten oder extrem ängstlichen Tieren muss die Situation sicher im Einzelfall bewertet werden und man kann zu dem Schluss kommen, dass eine Transportzeit von mehreren Stunden dem Tier nicht zuzumuten ist. In allen anderen Fällen sind auch 5-6 Stunden erfahrungsgemäß kein Problem.

Die Wahl des Reisemittels

Als Reisemittel kommen eigentlich nur das Auto oder evtl. öffentliche Verkehrsmittel in Frage. Von Flugreisen (falls eine Fluggesellschaft überhaupt Nagetiere transportiert) oder Degutransporten mit dem Fahrrad oder gar Motorrad raten wir ab.

Am „schonendsten“ ist sicher der Transport mit dem Auto, da der Halter hier einen gewissen Einfluss auf die Reisebedingungen hat, wie z.B. den Standort der Transportbox, die Geräuschkulisse, die Temperaturbedingungen oder die Geruchsbelastung. Dies wird mit öffentlichen Verkehrsmitteln bereits etwas schwieriger. Gerade die zum Teil sehr lauten Geräusche an Bahnhöfen (große Menschenmengen, Lautsprecherdurchsagen, ein- und ausfahrende Züge) sind nicht zu unterschätzen und können die Tiere in große Angst versetzen.

Achtet bei einer Reise im Auto aber in jedem Fall darauf, dass das Transportbehältnis gut gesichert ist und nicht bei einer scharfen Bremsung zum „Wurfgeschoss“ wird.

Transportbehälter

Das A und O eines geeigneten Transportbehälters ist die Ausbruchsicherheit. Somit scheiden die meisten handelsüblichen Transportboxen für Kleintiere bereits aus, da sie den Deguzähnen kaum Widerstand leisten. Legen es Degus darauf an, können sie sich binnen 10 bis 15 Minuten aus den typischen Kunststoffboxen herausnagen, da die Belüftungsschlitze eine sehr gute Angriffsfläche bieten und Kunststoff überhaupt keine Hürde darstellt. Viele Deguhalter bauen die Behälter selber oder modifizieren vorhandene Gefäße. Folgende Möglichkeiten können dabei in Frage kommen:

  • (kleines) Glasaquarium mit Gitterdeckel (Abb. 1)
  • mit Gitter gesicherte Kunststoffboxen (Abb. 2)
  • mit Gitter gesicherte Holzboxen (Abb. 3)
  • modifizierte Farbeimer (Abb. 4)
Abb. 1: Glasaquarium mit Gitterdeckel
Abb. 2: mit Gitter gesicherte Kunststoffbox

Abb. 3: mit Gitter gesicherte Holzbox

Abb. 4: Farbeimer mit Gitterdeckel

Das Reisegepäck

Unabhängig von der Reisedauer sollte das Transportbehältnis immer ausreichend Versteckmöglichkeiten bieten. Dies kann ein großer Berg Heu und / oder Stroh sein, unter den sich die Tiere verkriechen können oder auch eine Pappröhre oder Pappschachtel mit eingeschnittenen Eingängen.

Nehmt Abstand davon, schwere Gegenstände, wie Holzhäuser oder gar Keramikeinrichtung in die Transportbox zu geben. Die Gefahr, dass diese verrutschen und einen Degu einklemmen, ist zu groß. Immer unter Beachtung einer guten Luftzufuhr, ist es auch sinnvoll, die Box mit einem leichten Tuch abzudecken, so dass die Tiere vor Blicken geschützt sind und die Box etwas abgedunkelt ist. Dies gibt in der Regel mehr Sicherheit und wirkt beruhigend.

Die Beigabe von zusätzlichem Futter ist bei den meisten (auch längeren) Fahrten nicht notwendig, da Degus durchaus einige Stunden ohne dieses auskommen oder bei Bedarf das angebotene Heu fressen können. Wenn Ihr ihnen Reiseproviant mitgeben möchtet, dann (bei mehreren Tieren) möglichst keine begehrten Leckerlies, da es sonst in der verhältnismäßig engen Box zu heftigem Streit in Folge von Futterneid kommen kann. Bei Einzelreisenden ist dies natürlich kein Problem.

Auch Wasser ist für eine Fahrt von einigen Stunden nicht notwendig, zumal es schwierig wird, hier eine Lösung zu finden, die garantiert, dass das Transportbehältnis trocken bleibt. Im Zweifelsfall gebt den Degus etwas Frischfutter mit auf die Reise. Die meisten Tiere fressen und trinken vor Aufregung aber sowieso nichts.

Transporte an besonders kalten und heißen Tagen

In unseren Breitengraden spielen die äußeren Bedingungen an den meisten Tagen im Jahr keine besondere Rolle für einen Transport. Im Winter und Hochsommer jedoch können Temperaturen herrschen, die besondere Maßnahmen erfordern, einen Transport ggf. sogar völlig ausschließen. Dabei sind Transporte an kalten Tagen einfacher so zu gestalten, dass Degus gefahrlos reisen können, wohingegen dies an besonders heißen Tagen nicht immer möglich ist. Beachtet, dass viele Tiere, so auch Degus, mit Kälte häufig besser zurechtkommen als mit großer Hitze. An kalten Tagen genügt es, die Tiere gezielt vor Zugluft zu schützen und ihnen eine besonders große Menge Heu und / oder Stroh in die Box zu geben, in das sie sich regelrecht eingraben können. Wenn dann auch noch mehrere Tiere zusammen reisen, ist ein gegenseitiges Wärmen kein Problem. Nachdem die meisten Degutransporte zudem mit dem Auto erfolgen, welches geheizt wird, sind sowieso nur der Weg von der Wohnung zum Auto und zurück sowie die ersten Fahrminuten von Bedeutung.

Sollen die Tiere mit öffentlichen Verkehrsmitteln transportiert werden, könnte die Transportbox in ein noch größeres Behältnis (z.B. eine große Einkaufstasche) gestellt werden, welches mit z.B. Handtüchern gut isoliert wird sowie auch eine kleine Wärmequelle (z.B. Wärmeflasche außerhalb der Transportbox) beinhaltet.

Ganz anders sieht es da im Hochsommer aus, wenn das Thermometer an die 30 Grad oder sogar darüber anzeigt. Hier droht echte Gefahr für die Tiere und es ist sehr gut abzuwägen, ob ein Transport unbedingt notwendig ist. Falls die Antwort hierauf „Ja“ lautet, müssen in jedem Fall besondere Vorkehrungen getroffen werden, selbst wenn Klimaanlagen heutzutage sowohl in Autos als auch Zügen häufig vorhanden sind. Grundsätzlich sollten Transporte an heißen Tagen möglichst in die Nacht- oder Morgenstunden gelegt werden. Oft liest man, dass auch die Abendstunden geeignet sind. Allerdings erreichen die Außentemperaturen regelmäßig erst gegen 15 / 16 Uhr ihr Maximum. Bis es wieder zu einer Abkühlung kommt, ist es häufig bereits spät abends. Überlegt es Euch also gut, wann Ihr fahren wollt. Wenn Ihr (z.B. weil ein Tierarztbesuch zwingend notwendig ist) nicht umhin könnt, einen Transport am Nachmittag durchführen zu müssen, so kommt ausschließlich ein Auto mit funktionierender Klimaanlage in Frage, welches bereits im Vorfeld „kühl“ gefahren wurde. Aber auch hier ist zwingend darauf zu achten, dass die Transportbox so steht, dass während der Fahrt keine Sonne darauf fällt. Gleichzeitig muss die Box gegen Zugluft der Klimaanlage geschützt sein. Von einem Transport mit öffentlichen Verkehrsmitteln in den Hauptsonnenstunden raten wir ab.

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